Hundehaltung und Hundeverhalten

(Nicht-)Hundehaltern respektvoll begegnen

von Angelika Schreiber

Spielplatz mit Hundeverbotsschild
Kinderspielplätze sind für Hunde tabu. Foto: GeorgHH / GNU

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Hundehalter genießen bei Nicht-Hundehaltern im Alltag kein besonders gutes Image. Dafür gibt es verschiedene Ursachen. Manche Menschen haben grundsätzlich eine Abneigung gegen Hunde – und somit auch gegen ihre Besitzer. Andere haben bereits schlechte Erfahrungen mit Hunden oder ihren Haltern gemacht und begegnen nun allen Hundehaltern mit Ablehnung und Skepsis. Gerade in Ballungsräumen, an öffentlichen Plätzen, in Grünanlagen oder Parks kommt es daher auch immer wieder zu Reibereien zwischen Menschen mit und ohne Hund. Konflikte, die sich vermeiden lassen, wenn jeder um die Interessen und Belange des jeweils anderen Bescheid weiß und diese respektiert.

Einige Tipps, wie Sie als Hundehalter im Alltag einen guten Eindruck hinterlassen, ohne auf Ihre Rechte zu verzichten, habe ich zusammengefasst.

Sie kennen es sicher auch:

  • „Räumens des (Gackerl) eh weg?“ – wenn der Hund noch am Boden schnuppert und Sie gerade nach einem Sackerl kramen.
  • „Warum hat Ihr Hund keinen Maulkorb?“ – wenn Sie mit Ihrem Hund auf der Straße oder im Park unterwegs sind.
  • „Immer diese sch… Hunde!“ – wenn ein Nicht-Hundehalter gerade in einen Hundehaufen gestiegen ist, oder Ihr Hund plötzlich fünf Meter an der Flexileine quer über den Gehsteig läuft.
  • „Passens doch auf!“ – wenn Sie Radfahrern oder Joggern begegnen, oder Ihr Hund zu einem fremden Kind läuft.
  • „Lassen wir die beiden doch Hallo sagen!“ – wenn Sie einem fremden Hund begegnen und sein Besitzer ihn – vorzugsweise an der Leine – ihrem Hund näher bringt, damit die beiden sich „begrüßen“ können
  • „Ist ja eh nix passiert!“ – nach einer Rauferei, vorzugsweise von dem Hundebesitzer vorgebracht, dessen Hund gebissen hat

Diese Liste* ließe sich noch weiter fortsetzen, jeder Hundebesitzer war schon in so einer Situation.

Wie kann man das Zusammenleben zwischen Hunde- und Nicht-Hundehaltern entspannt gestalten und ärgerliche Situationen vermeiden? Grob gesagt: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg’ auch keinem anderen zu.“

Der Ärger mit dem Hundekot

Räumen Sie die Hinterlassenschaften Ihres Hundes im Wohngebiet weg. Nein, der Haufen wird nicht durch den Regen weggeschwemmt und ja, es ist auch grauslich in ein Chihuahua-Trümmerl zu steigen, besonders wenn man Flip Flops trägt. Es ist auch nicht erfreulich, wenn einem als (städtischer) Gärtner beim Rasenmähen das Gackerl um die Ohren fliegt. Sackerl-Spender gibt es in vielen Ortschaften, in Wien sowieso, und andere Säckchen eignen sich genauso gut dafür.

ABER: Ihr Hund darf am Boden schnuppern und Sie müssen sich nicht dafür rechtfertigen. Sie sind auch nicht auf „Erziehungsmaßnahmen“ anderer angewiesen, schließlich belehren Sie auch keine Autofahrer und fragen jeden, ob er sich brav an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hält.

Leinen- und Maulkorbpflicht

Bitte beachten Sie die Leinen- und/oder Maulkorbpflicht. Auch ich fühle mich besser, wenn ich an einem fremden Hund vorbei muss, der einen Maulkorb trägt. Ich will in einer vollbesetzten U-Bahn nicht auf Augenhöhe mit einem hochgehaltenen Malteser, inklusive wehrhaftem Gebiss, konfrontiert werden oder bei einem plötzlichen Ruckeln dem Golden Retriever auf die Pfoten treten und dafür einen Schnapper kassieren. Auch machen sich fremde Hundeköpfe in Kinderwägen schlecht. Selbst der gutmütigste Hund kann sich in der Enge der Straßenbahn bedrängt fühlen oder aus Schmerz zuschnappen. Es freuen sich auch nicht alle Fahrgäste über Hundesabber auf der Anzughose, die ohne Sabberfleck im Firmen-Meeting hätte präsentiert werden sollen. Natürlich versteht sich die Maulkorbpflicht bei unverträglichen Hunden von selbst.

ABER: Es besteht im normalen öffentlichen Raum (Gehsteig, Straße, Park …) KEINE allgemeine Maulkorbpflicht (d. h. es gilt Leine ODER Maulkorb, außer für bissige Hunde und „Listenhunde“ ohne Hundeführschein, im Park sind Hunde generell an der Leine zu führen) und das können Sie auch ruhig einem meckernden Nicht-Hundehalter erklären.

Passanten, Radfahrer, Jogger und Kinder

„Immer diese sch… Hunde!“ haben Sie vielleicht auch schon gehört. Bitte achten Sie darauf, dass Passanten keinen Stabhochsprung über Ihre Leine machen müssen oder Ihr Hund gar jemanden „einwickelt“. Das führt zu (berechtigtem) Ärger und schlimmstenfalls – besonders bei Kindern und älteren Menschen – zu gefährlichen Stürzen. Lassen Sie auch nicht zu, dass Ihr Hund Radfahrer oder Jogger etc. hetzt. Das ist absolut rücksichtslos und gefährlich. Eine zerfetzte Hose ist keine Lappalie und über den Ärger oder die Angst eines Betroffenen sollten Sie erst recht nicht lachen, sondern sich zumindest entschuldigen (und die Kosten für die Hose übernehmen).

ABER: Sie müssen sich nicht für jede Kleinigkeit rechtfertigen und als Hundehalter einen Spießrutenlauf durch den Alltag auf sich nehmen, bei dem Sie alles daran setzen, sich so unsichtbar wie möglich zu machen. Rücksicht und Verständnis sollten auf beiden Seiten gelebt werden.

„Passen's doch auf!“ ist eine weitere beliebte Aussage. Ja, stimmt, wir Hundehalter müssen aufpassen. Es ist für ein entspanntes Miteinander wenig förderlich, wenn der eigene Hund – vorzugsweise mit einer Laufleine – den Radweg kreuzt, völlig vergatscht und triefend nass in den vollen Bus einsteigt oder ein – vielleicht sogar ängstliches – fremdes Kind mit seiner Begrüßung beglückt.

ABER: Wir Hundehalter sind nicht dafür verantwortlich, ständig aufzupassen und mit unseren Augen im Hinterkopf zu sehen, dass eine Mutter ihre Kinder zu unseren Hunden schickt, um „eia eia zu machen“ oder lachend dabei zusieht, wie der Hund am Schwanz gezogen wird. Auch müssen wir nicht zur Seite springen, weil ein Radfahrer den Gehsteig für sich beansprucht oder ein Mountainbiker an uns vorbeibrettert – vielleicht sogar auf einem Waldweg mit Radfahrverbot.

Begegnung mit anderen Hunden

Respektieren Sie bitte auch, wenn jemand seinen Hund nicht ableinen möchte oder einer Begrüßung an der Leine skeptisch gegenübersteht. Wahrscheinlich gibt es einen Grund dafür. Vielleicht ist der andere Hund nicht verträglich, hat gesundheitliche Probleme, vielleicht trainiert der andere Hundebesitzer gerade, vielleicht beherrscht der andere Hund den Rückruf nicht oder der andere Hundebesitzer will seinen Hund so nahe an der Straße nicht ableinen. Außerdem halte ich von Leinenbegrüßungen nicht sehr viel, weil die Hunde in ihrer Körpersprache behindert werden und im Falle einer Meinungsverschiedenheit nicht ausweichen können. Wird der andere Hund nicht angeleint, kann es jedoch Sinn machen, seinen eigenen Hund auch abzuleinen oder die Leine fallen zu lassen. Oft sind freilaufende Hunde entspannter, können ihre Körpersprache ungehindert einsetzen, besser ausweichen und dadurch Auseinandersetzungen eher vermeiden. Sollte es doch einmal zu einer Rauferei kommen, untersuchen Sie die Hunde auf etwaige Verletzungen, tauschen Sie Kontaktdaten aus und stehen Sie zu Ihren Rechten oder Pflichten. Tierarztkosten übersteigen ruckzuck die 100-Euro-Grenze und sollten vom Verantwortlichen beglichen werden.

Ob Sie nun Nicht-Hundehaltern oder anderen Hundehaltern begegnen: Seien Sie immer respektvoll, gehen Sie mit gutem Beispiel voran und tragen Sie aktiv zu einem besseren Image der Hundehalter bei! Wie heißt es so schön: Der Klügere gibt nach. Lassen Sie sich dabei aber nicht verbiegen und stehen Sie zu Ihren Rechten.

* Die angeführten Situationen sind nur ein kleiner Auszug meiner Erfahrungen, ich biete hier nur Denkanstöße, keine verpflichtende Anleitungen. Jeder trägt alleine die Verantwortung und muss für sich entscheiden, wie er durch sein Hundehalter-Leben gehen will.

Angelika Schreiber ist ausgebildete Hundeverhaltensberaterin in Wien. Sie hält regelmäßig Schul- und Kindergartenvorträge zum Thema „Kind & Hund“ und bietet Hausbesuche sowie Einzelstunden bei unterschiedlichen Problemstellungen an.


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