Neues und Kurioses

Initiative gegen Qualzucht

25.08.2018

Wien (OTS)

Mops kurzatmig
Ohne Nase kann kein Tier entspannt atmen. Foto: pixabay.com

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„Tiere verstümmeln und leiden lassen, damit sie einem Modetrend entsprechen, ist unerträglich“ so Manfred Hochleithner von der Landesstelle Wien der Tierärztekammer in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Tierschützern. Sie alle kritisieren, dass gezielte Missbildungen bei Tieren gezüchtet werden, weil es dem Menschen so gefällt und obwohl das mit enormem Leid für die Tiere verbunden ist.

Kurznasen und Glubschaugen

Hochleithner führt als Beispiel Hunde an, bei denen auf Missbildungen gezüchtet wird, so dass die Augen sogar noch vor der Nasenspitze liegen. „Eine normale Atmung ist diesen Hunden nicht mehr möglich. So wie sie sich nur ein wenig anstrengen oder aufregen leiden sie unter Atemnot, Erstickungsangst oder erleiden einen Kollaps.“ Mops und andere betroffene Hunderassen dürfen daher nicht mehr in dieser Form weitergezüchtet werden, fordert Hochleithner und ergänzt: „Wir Tierärzte haben diesen Beruf nicht gewählt, um Qualzucht chirurgisch zumindest wieder so weit zu korrigieren, dass das Tier halbwegs genug Luft in die Lunge bekommt. Wer sowas züchtet, begeht ein Verbrechen.“

Auch künftige Hundehalter sind beim Welpenkauf gefordert: Wenn ein Hund schon im Ruhezustand schnauft, röchelt oder sehr schnell außer Atem kommt, kann davon ausgegangen werden, dass das Tier ein Leben lang gesundheitliche Probleme haben wird. Auch schielende oder extrem hervorstehende Augen, starke Falten auf dem Nasenrücken oder Fehlbildungen des Gebisses deuten auf bewusst bewusst "erzüchtete" extreme Ausprägungen von optischen Merkmalen hin, die zu extremen Leiden führen.

Brigid Weinzinger vom Dachverband der österreichischen Tierschutzorganisationen fordert ein sofortiges Zuchtverbot für alle Tiere, die eindeutige Qualzuchtmerkmale aufweisen: „Wenn das bedeutet, dass es bestimmte Hunderassen in Zukunft eben nicht mehr „reinrassig“ gibt, dann ist das ein geringer Preis im Vergleich zum endlosen Leiden der Reinzuchten über Generationen hinweg“. Sie betont, wie sehr die Schönheitsvorstellungen und Zuchtziele sich in den letzten 50 Jahren zum Nachteil der Hunde verändert haben. „Das sind schon lange keine „natürlichen“ Körperformen mehr, sondern reine Schönheitsideale von Rasseverbänden, wenn Schäferhunde kaum mehr laufen können, weil der Rücken so steil abfällt, oder dem Kavalier King Charles Spaniel für sein Gehirn kein Platz mehr im Schädel bleibt, weil Menschen das Aussehen dann niedlich finden“.

Qualzucht nicht nur bei Hunderassen

Ihre Kollegin Martina Pluda betont, dass Qualzucht nicht nur auf Hunde beschränkt bleibt. Selbst bei Vögeln und Fischen führen die vom Menschen erfundenen Schönheitsideale zu unnatürlichen Formen: Federformen bei Vögeln, die Bewegungen einschränken oder extrem dünne Flossen bei Fischen, die zu enormen Verletzungs- und Infektionsrisiko führen, nennt Pluda nur als einige weniger bekannte Beispiele. Bei Qualzucht geht es aber auch um Nutztiere, führt Pluda weiter aus: „Bei Nutztieren geht es simpel um den wirtschaftlichen Nutzen für den Menschen. Das führt dann dazu, dass zum Beispiel Puten kaum mehr stehen können, weil sie auf übergroße Brustmuskulatur und hohes Gewicht gezüchtet werden, und vom vielen Liegen in der feuchten Einstreu zusätzlich Hautentzündungen bekommen.“

Keine verbindlichen Richtlinien

Die Tierschützer beklagen, dass die bestehenden gesetzlichen Regelungen völlig unzureichend seien. Eva Persy von der Tierschutzombudsstelle Wien fühlt sich von der Bundesregierung im Stich gelassen „Es fehlen verbindliche Richtlinien, die es dem Vollzug ermöglichen, das im Gesetz im Prinzip vorgesehene Qualzuchtverbot umzusetzen. Das ist so, als würde man zwar per Gesetz das Rasen verbieten, aber nicht festlegen, wie schnell Autos im Ortsgebiet oder auf der Autobahn fahren dürfen“, kritisiert Persy.

Die Tierschützer und Tierärzte fordern daher einhellig ein sofortiges Zuchtverbot für alle Tiere mit Qualzuchtmerkmalen und klare Umsetzungsregelungen vom zuständigen Ministerium.

Augen auf beim Welpenkauf

Angehenden Hundehaltern wird empfohlen, beim Kauf eines Welpen auf die besonderen Merkmale der Qualzucht zu achten, und diese Tiere nicht zu kaufen. Im idealen Fall hilft eine ausführliche Beratung durch einen Tierarzt, der um die gesundheitlichen Probleme bestimmter Rassen weiß. Denn nur, wenn verantwortungslose Züchter keine Käufer mehr finden, wird es wieder mehr gesunde Hunde geben.

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