Neues und Kurioses

Kampf gegen internationale Welpen-Mafia

12.11.2013

Wien (OTS)

Kampagnen Sujet: Weihnachten hab ich mir anders vorgestellt
"Weihnachten hab ich mir anders vorgestellt" - Kampagnen Sujet, Foto: www.natuerlich.wien.at

Anzeige

Weihnachten steht vor der Türe. Und viele Kinder wünschen sich einen süßen Hund, eine lustige Katze, ein herziges Kaninchen. Doch Tiere sind Lebewesen und keine Handelsware, die wie ein Pullover oder Computerspiel einfach wieder umgetauscht werden können. Pets are for life, not for Christmas!

Aus gegebenen Anlass startet die Stadt Wien eine umfassende Kampagne zum richtigen Tierkauf. Dieser soll wohl überlegt und fernab von Weihnachtswunschlisten oder auch Mitleidseffekten erfolgen. Die Kampagne geht weit über das Thema Hunde als Weihnachtsgeschenk hinaus und soll grundsätzlich aufklären, was es heißt Verantwortung für ein Tier zu übernehmen und welch dramatische Folgen der Kauf von unseriösen Welpenhändlern und Verkäufern hat.

Geschätzte 100.000 bis zu 200.000 Hundewelpen werden jährlich aus Osteuropa in den deutschsprachigen Raum geschleust - die illegalen Welpenhändler verdienen mit unfassbarem Tierleid ein Vermögen. Zudem können mit dem illegalen Welpenhandel Krankheiten nach Österreich eingeschleppt werden, die längst ausgestorben sind, wie etwa Tollwut und auch für die Menschen eine enorme Gefahr darstellen.

Die Stadt Wien will mit starken Verbündeten der internationalen Welpen-Mafia den Kampf ansagen. Einer der Partner ist die Tierschutzorganisation Vier Pfoten, die schon vor einigen Monaten dazu eine Info-Kampagne gestartet hat. Heli Dungler, Geschäftsführer der Vier Pfoten: "Seit Jahren melden sich immer wieder Geschädigte bei Vier Pfoten, und über ihre Berichte und unsere eigenen Recherchen können wir uns mittlerweile ein recht gutes Bild davon machen, wie dieser lukrative illegale Handel funktioniert. Wir konnten im Laufe der Jahre mit unserer Kampagne auch schon zahlreiche Fälle von Welpenhandel aufdecken und anzeigen. Dabei muss man sagen, dass nicht nur großes Tierleid dahinter steckt, sondern dass es auch um einen systematischen Betrug am Käufer geht."

Ein Hund im Haus - viel Verantwortung und Änderung der Lebensgewohnheiten

Alle Jahre wieder werden tausende Tiere nach dem Weihnachtsfest in den Tierheimen abgegeben. Im schlimmsten Fall werden die Tiere sogar einfach ausgesetzt. Der englische Hundeschutzverein Dogs Trust vermittelt keine Hunde zwischen 22. und 29. Dezember, um Geschenke unterm Weihnachtsbaum zu minimieren. Tiere bedeuten enorme Verantwortung, brauchen viel Zeit und Aufmerksamkeit. Deshalb sollte mehr als einmal gut überlegt werden, ob ein Hund als neues Familienmitglied aufgenommen werden soll.

Skrupellose Welpenhändler profitieren vom Leid der Tiere

"Wir kennen die Bilder von traurigen Hunden aus Kofferräumen oder Hinterhöfen, die zu Schnäppchenpreisen angeboten werden. Dahinter steckt enormes Tierleid, denn die Tiere werden für den Export regelrecht "produziert" - unter unwürdigsten Bedingungen - sowohl für die Muttertiere als auch für die Welpen", warnt Tierschutzstadträtin Sima. Die Welpenmafia verdient enormes Geld - sie macht schmutzige Geschäfte unter dem Deckmantel des Tierschutzes. Allein die Billigangebote - speziell auch im Internet - sollten angehende Hundehalter hellhörig machen. Ein seriöser Züchter würde niemals seine Welpen zu derartigen Schleuderpreisen anbieten. Mit dem Kauf solcher Tiere wird dieses mafiöse System nur weiter unterstützt.

  • Welpen werden in den östlichen Nachbarländern regelrecht am Fließband "produziert" und die Nachfrage kurbelt den Markt an
  • Unvorstellbare Zustände bei der Zucht - kein Sonnenlicht, kein Grün
  • Welpen werden unter widrigsten Bedingungen durch halb Europa transportiert und verkauft - viele davon sterben bereits am Weg
  • Angebotene Welpen sind meist zu jung, unter neun Wochen dürfen die Jungtiere nach den Bestimmungen des Tierschutzgesetzes nicht von der Mutter getrennt werden.
  • Durch die frühzeitige Trennung der Tiere von der Mutter und den Wurfgeschwistern entstehen soziale Defekte, die oft ein Leben lang bleiben
  • Somit besteht die Gefahr, einen nicht sozialisierten, verhaltensgestörten Hund zu erwerben.
  • In vielen Fällen sind die Welpen bereits latent krank, virale oder bakterielle Infektionserkrankungen sind bei Übergabe des Tieres häufig noch in der Inkubationszeit und damit symptomlos. Durch den Stress der Trennung und des Transports brechen Krankheiten meist nach wenigen Tagen beim neuen Halter aus, haben intensive tierärztliche Behandlungen zur Folge und enden oft mit dem Tod der Welpen.
  • Laut Experten überleben 7 von 10 importierten Welpen das erste Lebensjahr nicht!
  • Das vermeintliche "Schnäppchen" durch den günstigen Kaufpreis entpuppt sich häufig als Kostenfalle. 1500 Euro und mehr Tierarztkosten nach wenigen Tagen sind keine Seltenheit.
  • Durch den illegalen Welpenhandel wird die Vermittlung von Tieren aus heimischen Tierheimtieren immer schwieriger.

Hände weg vom Internet-Kauf

Nach den Bestimmungen des Tierschutzgesetzes ist das Anbieten im Internet nur gemeldeten Züchtern, Händlern und Tierheimbetreibern erlaubt. Züchter haben sich bei der jeweiligen Landesveterinärbehörde zu melden und zu registrieren. Ebenfalls erlaubt ist das "unentgeltliche" Vermitteln von Tieren über Tierschutzvereine. Privat-Verkäufe von Hunden im Netz sind streng genommen illegal. Ein Blick auf die Angebote in den Internet-Foren zeigt jedoch, dass aber sehr viele Angebote von privaten Anbietern stammen - vor Weihnachten nehmen diese rapide zu.

Ein weiteres Problem: Über die tatsächliche Herkunft der im Internet angebotenen Welpen gibt es so gut wie keine Information. Häufig stammen sie aus Hinterhofzuchten und werden aus dem Ausland eingeführt. Die Belieferung des Marktes erfolgt nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Daher wird das Tierleid durch Internetkäufe nur verstärkt.

Kein Kauf in Tierhandlungen

Nicht nur Internet, Hinterhof und Parkplätze sind "no-gos" für den Tierkauf - auch in Tierhandlungen sollte man keine Tiere kaufen, obwohl dies seit 2008 in österreichischen Tierhandlungen wieder erlaubt ist. Wenn die gesetzlichen Vorschriften auch etwas strenger geworden sind, so bleibt dieser Handel dennoch tierschutzrelevant. Nicht umsonst weigern sich österreichische Züchter, ihre Nachzuchten an den Handel abzugeben. Daher kommen auch in den legalen österreichischen Handel fast ausnahmslos Welpen aus dem Ausland, deren Herkunft und Produktionsweise für den Käufer nicht nachvollziehbar ist. Auch später, wenn der Hundehalter Fragen zu einem speziellen Tier hat (z.B. bei Auftreten einer Erbkrankheit), können ihm diese vom Zoohändler in der Regel nicht beantwortet werden.

Hund vom Züchter - worauf ist zu achten

  • Es ist wichtig, genaue Herkunft der Welpen zu kennen und ihre Geburtsstätte besichtigen zu dürfen.
  • Nestwärme, Fürsorge der Mutter und Kontakt zu den Geschwistern ist für die Prägephase der Welpen absolut wichtig. Vorzeitig herausgerissen, leiden sie oft ein Leben lang darunter. Bestehen Sie darauf, das Muttertier zu sehen.
  • Alarmstufe rot, wenn Ihnen gleichzeitig Welpen verschiedener Würfe angeboten werden. Hier handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen illegalen Handel. Seriöse Züchter halten nicht mehr als ein bis zwei Rassen!
  • Auch wenn sie noch so süß sind: Die Welpen müssen bei der Abgabe ein Alter von mindestens 8 vollendeten Wochen (also 9 Wochen) erreicht haben
  • Spontanverkäufe sind unseriös! Ein verantwortungsvoller Anbieter will sich sicher sein, dass es dem Welpen an seinem neuen Platz gut geht. Daher werden Hundewelpen vor der Abgabe mehrmals beim Züchter oder im Tierheim besucht und Beratungsgespräche geführt. Auch danach bleibt man in Kontakt und kann sich bei Fragen und Problemen an den Züchter und das Tierheim wenden.
  • Bei Rassetieren auf den Stammbaum achten!

Die Macht liegt beim Konsumenten

"Jeder, der Billigwelpen aus Internet, dubiosen Kofferraum- oder Hinterhofkäufen ersteht, unterstützt das System der Welpenmafia - auch wenn es sich um sogenannte Mitleidskäufe handelt", so Sima. Die Stadt Wien will daher in den nächsten Monaten intensiv aufklären, Bewusstsein schaffen und natürlich auch streng gegen illegale Machenschaften vorgehen. Auch werden alle gesetzlichen Möglichkeiten zur Verschärfung ausgeschöpft.

Informationen zur Kampagne:
www.natuerlich.wien.at
www.vier-pfoten.org
www.stopptwelpendealer.org

Anzeige

Zurück