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Stressforschung an Therapiehunden

30.04.2014

VETMED

Therapiehund
Therapiehunde müssen eine hohe Toleranzschwelle gegenüber Mensch und Tier besitzen, Foto: © Gerhard Koller

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Die positive Wirkung von Tieren auf Menschen ist wissenschaftlich belegt und wird häufig therapeutisch genutzt. Doch wie geht es etwa Therapiehunden dabei, fragten sich Forscher der Veterinärmedizinischen Uni Wien. In einer nun veröffentlichten Studie zeigten sie, dass die Tiere während einer Gruppentherapie nicht gestresster sind als in ihrer Freizeit - vorausgesetzt, sie machen freiwillig mit und können sich ungehindert bewegen.

Die tiergestützte Therapie wird immer häufiger zur Behandlung körperlicher und seelischer Erkrankungen beim Menschen eingesetzt. Zwar gibt es zahlreiche wissenschaftliche Studien zur tiergestützten Therapie, allerdings wurden darin bisher vorrangig die Auswirkungen auf den Menschen erforscht. Lisa Maria Glenk vom Messerli Forschungsinstitut an der Vetmeduni Vienna untersucht dagegen aus der Tierperspektive die Therapiesituation. "Sind die Tiere bei der Arbeit gestresst, kann das für deren psychische und körperliche Gesundheit negative Konsequenzen haben. Geht es den Tieren gut geht, kommt das schließlich auch den Menschen zugute", so die Naturwissenschafterin.

Bewegungsfreiheit der Hunde wichtig

In der nun veröffentlichten Studie wurden fünf ausgebildete und erfahrene Therapiehunde untersucht, die regelmäßig bei Gruppensitzungen mit Drogenabhängigen dabei waren. Anhand von Speichelproben, die während und nach den Therapiesitzungen sowie in der Freizeit entnommen wurden, konnte der Stresslevel der Hunde zu den unterschiedlichen Zeitpunkten ermittelt werden. Ein Indikator für den Stresslevel ist der Kortisolwert im Speichel. Zusätzlich wurde das Verhalten der Hunde per Video dokumentiert. Die Ergebnisse liefern wichtige Hinweise: "Therapiehunde sind während dieser Art der Therapiearbeit nicht gestresst", resümiert Glenk.

Bereits in einer früheren Studie zeigte die Wissenschafterin, dass Hunde, die ohne Leine in der tiergestützten Therapie mit psychiatrischen Patienten agieren, niedrigere Werte des Stresshormons Kortisol aufweisen als angeleinte Hunde. "Es hängt also davon ab, ob sich die Tiere frei bewegen können, also nicht an eine Leine gebunden sind, und ob es ihnen frei steht, jederzeit den Raum zu verlassen", betonte Glenk.

Überforderung und Unsicherheit wirken negativ

Sind Therapiehunde aber unsicher oder überfordert, können sich Symptome wie Haarausfall, Schuppenbildung, Leinenbeißen oder Durchfall zeigen. Auch Futterverweigerung, Vermeiden des Blickkontaktes mit dem Menschen oder verminderte Konzentrationsfähigkeit können die Folge sein.

Akute Stresssignale während der Therapiestunden sollten Hundehalter ernst nehmen und die Tiere aus der Situation herausnehmen. Ebenso empfiehlt sich eine regelmäßige "Supervision" für Therapiehunde. Veterinärmediziner mit Kenntnissen aus der Verhaltensforschung könnten mit tierischer Supervision frühzeitig individuelle Auffälligkeiten bei den Therapiehunden aufspüren.

Informationen: www.vetmeduni.ac.at

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